Am 7. Mai führte der Gewerbeverband Appenzell Ausserrhoden im Mehrzweckgebäude Rehetobel seine 123. ordentliche Delegiertenversammlung durch. Präsident Adrian Künzli konnte 54 Delegierte und ebenso viele Gäste begrüssen.
Rehetobels Gemeindepräsident Ueli Graf überbrachte die Grüsse des Tagungsortes. Er dankte den Gewerbetreibenden für ihren Beitrag zur Aktivierung der Dörfer und für die Wertschöpfung, die sie in den Gemeinden realisieren. Ueli Graf verglich die Führung einer Gemeinde mit jener eines KMU. Aus dem in Rehetobel generierten Steuerertrag würden beträchtliche Summen reinvestiert und an Lohnzahlungen ausgeschüttet. „Geht’s dem Gewerbe gut, geht’s auch dem Dorf gut“, zog er eine Gleichung.
Rudolf Schmid als Präsident des Gewerbevereins Rehetobel ging kurz auf dessen Geschichte ein. Er entstand 1870 als Handwerkerverein, durchlebte teils turbulente Zeiten in Form von Auflösungen und Auferstehungen und wurde 1912 als jener Verein gegründet, der seither die Zeit überdauert hat und heute 50 Mitglieder zählt. Im 1999 erschienenen Buch „Vom Handwerkerverein zum Gewerbeverein“ ist die wechselvolle Geschichte festgehalten. Nach 1918, 1950, 1961 und 1996 führte der Gewerbeverband Appenzell Ausserrhoden seine DV zum fünften Mal in Rehetobel durch.
In seinen einleitenden Ausführungen empfahl Präsident Adrian Künzli zwei der am 14. Juni zur Abstimmung anstehenden eidgenössischen Vorlagen – Änderung des Bundesgesetzes über Radio und Fernsehen (RTVG), Volksinitiative «Millionen-Erbschaften besteuern für unsere AHV (Erbschaftssteuerreform)» – zur Ablehnung.
Der Jahresbericht 2014, die mit einem Gewinn von 1600 Franken abschliessende Jahresrechnung 2014 und das ausgeglichen sich präsentierende Budget 2016 fanden einstimmige Genehmigung.
Nach sieben Jahre Vorstandstätigkeit trat Marlise Nef, Herisau, zurück und wurde mit dem verdienten Dank für ihr Wirken verabschiedet. Neu in den Vorstand gewählt wurde Schreinermeister René Rohner, Grub, der seine Wohngemeinde im von ihm 2014/2015 präsidierten Kantonsrat vertritt und in Rehetobel eine Schreinerei und ein Geschäft für Innenausbau/Küchen und Möbel führt. Bestätigt sahen sich Präsident Adrian Künzli und alle übrigen Vorstandsmitglieder.
Stephan Egger, Speicher, orientierte über die von ihm präsidierte Stiftung zur Förderung der Appenzell Ausserrhodischen Wirtschaft. Deren Zweck ist es, ohne Einsatz von Steuergeldern und durch rasches Handeln die Ausserrhoder Wirtschaft zu stärken, Arbeitsplätze zu schaffen beziehungsweise zu erhalten, die wirtschaftlichen Strukturen zu verbessern und Standortprobleme zu lösen.
Kurt Gfeller, Vizedirektor des Schweizerischen Gewerbeverbandes, überbrachte die Grüsse des nationalen Verbandes. Mit Stolz wies er auf die Stärken des Gewerbes hin und nannte in diesem Zusammenhang die Berufsbildung, den flexiblen Arbeitsmarkt und die grosse Motivation der Mitarbeitenden. Eines der Urthemen im Gewerbeverband seien die zu hohen Regulierungskosten.
Nach einer Pause stellt Andrea Caroni den Hauptreferenten, seinen Nationalratskollegen Ruedi Lustenberger, vor. Er bezeichnet ihn als einen geerdeten, bodenständigen Politiker mit Herzblut und als einen Ur-Gewerbler. In seinem Referat mit dem Titel „Die schweizerische Berufsbildung“ spannte Ruedi Lustenberger den Bogen von seiner eigenen Ausbildung zum Schreiner hin zum Berufsbildungssystem helvetischen Zuschnitts. Er würdigt zunächst die enorm wichtige Rolle der KMU-Frauen, die mit ihrem Engagement nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in gesellschafts- und staatpolitischer Hinsicht einen wertvollen Beitrag für Land und Volk leisteten. Den Schwerpunkt seiner Ausführungen setzt Ruedi Lustenberger auf das duale Berufsbildungssystem als eines entscheidenden Faktors für die hohe Wirtschaftskraft und Lebensqualität in unserem Land.
Nach einem Apéro sass man zum Nachtessen an die Tische, wobei Mitglieder des Sportvereins Rehetobel für das leibliche Wohl besorgt waren.
Martin Hüsler